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EP34: Ohne Schwimmflügel ins Wasser

  • Autorenbild: Maxi Pesch
    Maxi Pesch
  • 11. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit


5 Schlüsselpunkte aus dem Interview


Die Rolle der Eltern: Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen im Wasser. Sie geben den Kindern Sicherheit und begleiten sie dabei, Neues auszuprobieren, anstatt sie nur an einen Schwimmlehrer abzugeben.


Kein Druck, kein Vergleich: Das Konzept von Rochenkinder lehnt die Leistungsorientierung und den Fokus auf Abzeichen wie das Seepferdchen ab, da diese oft nur Mindestleistungen abfragen und Kinder zu unvorbereiteten Handlungen drängen.


Verzicht auf Schwimmhilfen: Schwimmflügel vermitteln eine falsche Sicherheit und hindern Kinder daran, ein realistisches Gefühl für ihren Körper und das Wasser zu entwickeln.


Natürliches Lernen: Kinder brauchen keine detaillierten Anweisungen. Sie entwickeln ihre Schwimmfähigkeiten intuitiv, ähnlich wie sie das Krabbeln und Laufen lernen – durch Ausprobieren und eigene Erfahrungen.


Freude statt Angst: Das Konzept setzt darauf, dass Kinder durch Geduld, Vertrauen und regelmäßige Wassererfahrungen Freude am Schwimmen entwickeln, statt Ängste oder Druck zu erleben



Die Revolution des Schwimmenlernens: Wie „Rochenkinder“ Vertrauen und Freude ins Wasser bringen


Schwimmen zu lernen ist für viele Eltern ein Meilenstein, der oft mit Nervosität und einer gewissen Erwartungshaltung verbunden ist. Doch Anja Kerkow, Gründerin von Rochenkinder, hat eine vollkommen andere Herangehensweise. Sie legt den Fokus auf intuitive Bewegungsentwicklung und individuelle Erfahrungen, statt auf standardisierte Anweisungen und Leistungsziele. Ihr Konzept des „natürlichen Schwimmens“ stellt die klassische Idee des Schwimmunterrichts auf den Kopf – und setzt stattdessen auf Vertrauen, Geduld und Intuition.


Ein persönlicher Weg ins Wasser


„Ich bin mehr oder weniger im Wasser aufgewachsen, weil meine Mutter wollte, dass ich keine Angst vor Wasser habe. Sie hat mich früh in einen Eltern-Kind-Schwimmkurs gebracht,“ erzählt Anja. Doch ihre Erfahrungen als Schwimmlehrerin im klassischen Unterricht brachten sie zum Nachdenken. „Ich habe gesehen, wie manche Kinder Angst hatten, wie sie sich unwohl fühlten. Das hat mich dazu gebracht, vieles zu hinterfragen und nach Alternativen zu suchen.“ So entstand das Konzept der Rochenkinder.


Natürliches Schwimmen – was bedeutet das?


Das natürliche Schwimmen, wie Anja es beschreibt, basiert auf dem Vertrauen in die angeborenen Fähigkeiten von Kindern. „Kinder haben alles, was sie brauchen, um sich im Wasser zu bewegen,“ sagt Anja im Interview. Statt den Kindern beizubringen, wie sie ihre Arme und Beine bewegen sollen, geht es darum, dass sie das Element Wasser in ihrem eigenen Tempo kennenlernen. „Das ist vergleichbar mit der Bewegungsentwicklung im ersten Lebensjahr. Niemand zeigt den Babys, wie sie krabbeln oder laufen sollen – sie probieren es aus und entwickeln sich intuitiv weiter.“


Die Rolle der Eltern


Ein zentraler Baustein von Anjas Konzept ist die aktive Rolle der Eltern. „Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen. Sie geben den Kindern das Gefühl von Sicherheit und begleiten sie dabei, Neues auszuprobieren,“ erklärt Anja. Bei Rochenkinder bleiben Eltern im Wasser dabei, um eine vertraute Umgebung zu schaffen. „Es ist ein Abenteuer, das Eltern und Kinder gemeinsam erleben. Diese besondere Zeit schafft eine tiefere Bindung und unvergessliche Momente.“


Warum keine Schwimmflügel?


Ein weiteres Merkmal des natürlichen Schwimmens ist der bewusste Verzicht auf Schwimmhilfen wie Schwimmflügel. Anja erklärt: „Schwimmflügel vermitteln eine falsche Sicherheit und verhindern, dass Kinder lernen, wie sich ihr eigener Körper im Wasser verhält.“ Stattdessen geht es darum, dass die Kinder den Auftrieb des Wassers spüren und lernen, sich vom Wasser tragen zu lassen.


Ein Gegenentwurf zur Leistungsorientierung


In einer Zeit, in der Schwimmabzeichen und sportliche Erfolge oft im Vordergrund stehen, setzt Anjas Konzept auf Individualität und Selbstbestimmung. „Es geht nicht darum, Leistungen zu messen, sondern den Kindern Freude und Sicherheit im Wasser zu vermitteln,“ erklärt sie. Das klassische Seepferdchen-Abzeichen sieht sie kritisch: „Es garantiert nicht, dass ein Kind wirklich sicher schwimmen kann. Oft steht der Vergleich mit anderen im Vordergrund, und Kinder werden zu Dingen gedrängt, zu denen sie noch nicht bereit sind.“


Was Eltern mitnehmen können


Anja ermutigt Eltern, das Schwimmenlernen ihrer Kinder als einen Prozess zu sehen, der Zeit und Geduld braucht. „Regelmäßige Wassererfahrungen – sei es in der Badewanne, im Planschbecken oder im Schwimmbad – sind der Schlüssel,“ sagt sie.


Fazit: Mehr Vertrauen, weniger Druck


Mit ihrer Philosophie stellt Anja Kerkow die traditionelle Herangehensweise infrage und zeigt, dass Geduld, Vertrauen und Intuition oft mehr bewirken als Leistung und Dämpfungshilfen.

„Schwimmenlernen ist ein individueller Prozess,“ sagt Anja. „Wenn wir den Kindern die Zeit und den Raum geben, ihren eigenen Weg zu finden, dann kommt der Erfolg von ganz allein – und mit ihm die Freude.“


Anja Kerkow ist die Gründerin von Rochenkinder und eine Pionierin des „natürlichen Schwimmens“. Als ehemalige Leistungsschwimmerin und ausgebildete Motopädagogin verbindet sie ihre Leidenschaft für das Wasser mit einem achtsamen Ansatz, der Vertrauen und Intuition in den Mittelpunkt stellt.




 
 
 

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