Ep46: Die Geschichte von Emil: Wenn die Liebe bleibt
- Maxi Pesch

- 16. März
- 3 Min. Lesezeit
Es ist ein Verlust, der tief ins Herz geht und schwer in Worte zu fassen ist. Anna hat ihren kleinen Sohn Emil von einem Tag auf den anderen verloren. Er war 20 Monate alt. Ein freundliches, witziges Kind mit einem offenen Charakter und einer erstaunlichen Sicherheit in seinen Bewegungen und Handlungen. In diesem Artikel erzählt Anna, wie sich ihr Leben in einem Moment veränderte – und wie sie gelernt hat, mit dem Verlust umzugehen.
Emil: Ein lebhaftes und freundliches Kind
Emil war von Anfang an ein ruhiges und glückliches Kind. "Er hat nicht viel verlangt, außer Kontakt und Essen", sagt Anna. Er begann früh zu sprechen, war offen und gesellig und berührte mit seiner positiven Art viele Menschen in seiner Umgebung.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist Anna die ungewöhnliche Art und Weise, wie Emil sich fortbewegte: "Er ist nicht klassisch gekrabbelt, sondern hat sich auf seinem Po durch die Wohnung bewegt. Die Leute haben gelacht und das sehr niedlich gefunden." Anna schwärmt von der natürlichen Sicherheit, die Emil ausstrahlte. "Er war selbstbewusst und unkompliziert."

Der Verlust: Von heute auf morgen
Emil war nie ernsthaft krank. Er war fit, voller Energie und glücklich. Deshalb war es ein Schock, als er im Oktober von einem Tag auf den anderen krank wurde. "Er hatte einen normalen Virus, wahrscheinlich aus der Kita mitgebracht. Wir hatten keinen Grund zur Sorge", erklärt Anna.
In der Nacht übergab er sich ein paar Mal, aber am nächsten Tag spielte er noch normal. "Er war nicht auffällig schlapp oder unwohl."
Später, als Emil neben ihr im Bett lag, bemerkte Anna, dass etwas nicht stimmte. "Er hat mich weggedrückt, ließ sich auf das Bett fallen und bekam plötzlich Krämpfe." Ab diesem Moment ging alles ganz schnell. Anna rief den Rettungsdienst und kurz darauf wurde Emil mit einem Hubschrauber in die Klinik geflogen.
"Ich war im Schock. Alles ging so schnell. Wir konnten nur zusehen, wie die Ärzte alles taten, was möglich war", erinnert sich Anna. Trotz aller Bemühungen hörte sein kleiner Körper auf zu kämpfen. Am 30. Oktober morgens um 10 Uhr verstarb Emil.
Trauer und Verzweiflung
"Die ersten zwei Wochen war mein Partner einfach nur für mich da. Er war meine Stütze, meine Mauer", erzählt Anna. Doch auch er stand unter Schock. "Nachdem wir die Beerdigung hinter uns hatten, brach auch er völlig zusammen."
Anna und ihr Partner trauerten auf unterschiedliche Weise: "Ich hatte das Bedürfnis, viel zu sprechen und meinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Er hingegen steckte seine Energie in Aktivität, baute Dinge, werkelte und räumte Emils Sachen auf." Anna beschreibt, wie schwer es war, diese Unterschiede zu verstehen und nicht aneinander zu verzweifeln. "Es hat geholfen, viel darüber zu sprechen, uns Zeit zu geben und keinen Druck aufeinander auszuüben."

Eine Stimme für Trauer und Hoffnung
Anna entschied sich früh für professionelle Unterstützung und nahm eine Therapie in Anspruch. Parallel dazu begann sie, ihre Gedanken auf einem Instagram-Kanal zu teilen. "Ich wollte auf eine authentische Weise darüber sprechen – nicht nur über Emils Tod, sondern auch über die Erinnerungen, die Freude und seine unglaubliche Lebensfreude."
Dieser Umgang mit Trauer und Verlust half ihr in einem sozialen Raum, der auch anderen Müttern, die Ähnliches erlebt haben, Trost spendete. "Ich bin froh, dass ich mit meiner Geschichte auch etwas Positives bewirken kann", sagt Anna. "Die Erinnerung an Emil bleibt, und das ist für mich ein großes Geschenk."
Die Liebe bleibt
Heute spricht Anna noch immer regelmäßig mit ihrem Sohn. "Ich spreche manchmal laut mit ihm, wenn ich alleine bin." Für sie ist es wichtig, die Verbindung zu Emil auf ihre eigene Art und Weise weiterzuführen.
"Meine Hoffnung ist, dass wir trotz allem, was passiert ist, wieder glücklich werden können", sagt Anna zum Schluss. "Und dass Emil immer einen wichtigen Platz in unserem Leben behält."



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